Sonntag, 14. März 2010

Selbstbestimmung für alle Völker - auch für die Kurden?

Die Heuchelei von gewissen Regierungen und Medien kennt scheinbar keine Grenzen. Während die künstlich hochgefahrene Empörung über den geplanten Wohnungsbau in Jerusalem auf Hochtouren läuft, hintergehen sowohl die USA wie auch Europa wieder einmal das Volk der Kurden.

Anlässlich der sogenannten Wahlen im Iraq - der Wahlvorgang mag relativ sauber verlaufen sein, die vom Iran beinflusste Auszählung ist es mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit nicht - wird man noch einmal am Verrat der demokratischen westlichen Welt an die Kurden erinnert. Aber dieser liegt nicht etwa 100 Jahre zuruck, obwohl er nach dem ersten Weltkrieg mit den Briten seinen Anfang nahm - nein, die unter US ägide erstellte Verfassung des neuen Iraq sieht zwar eine Volksabstimmung in Kirkuk, das ölreiche kurdische Gebiet angrezend an die heutige autonome Region Kurdistan vor, diese wird aber geflissentlich und mit scheinheiligen "technischen" Vorwänden nicht durchgeführt. Mit der gleichen Begründung blieben dort die Regionalwahlen aus - die einzige Provinz des Irag in der diese nicht durchgeführt worden sind.

Und weshalb? Weil mit der normalen, und längst fälligen Eingliederung Kirkuks in Kurdistan das kurdische Volk endlich seinen Traum von Selbstbestimmung in Nahost erfüllen könnte. Nicht nur die von Iran aus beinflusste gegenwärtige "Regierung" des Iraqs und ihre westliche Unterstützer stemmen sich dagegen, es ist auch vehement die Türkei, welche ihre eigene kurdische Minderheit seit jeher mehr oder weniger brutal unterdrückt. Nicht zu sprechen von Iran und Syrien, deren blutrünstige Regime sicherlich keinerlei kurdischen Rechte zulassen.

Sprechen wir den hier etwas von einen kleinen, relativ unbedeutenden Stamm, oder von einen möglichen Ministaat? Der unbefangene Leser wird vielleicht ein wenig überrascht sein zu erfahren, dass es weltweit etwa 40 Millionen Menschen gibt, die sich zum Volk der Kurden bekennen - davon 15 Millionen in der Türkei, 10 Millionen in Iran, 7 Millionen in Iraq und 2 Millionen in Syrien.

In unserer politisch korrekten Welt, in der offenbar die Furcht vor der islamischen "Strasse" dazu geführt hat, dass künstliche Gebilde wie Kosovo und Bosnien zu Staaten hochstilisiert und gar anerkannt wurden, gibt es kein Platz, keine Selbstbestimmung für die Kurden - obwohl sie doch auch Muslime sind, aber eben weder schiitische Gotteskrieger noch sunnitische Absolutisten.

Und wie sollen angesichts der andauernden Tragödie der immerhin 40 Millionen Kurden die knapp 6 Millionen israelische Juden in Nahost den Versprechen derjenigen Staaten glauben, die ihre weitere selbstbestimmte Existenz angeblich "garantieren" wollen, sofern der kleine Staat sich seiner Verteidigungsmöglichkeiten nur entledigt, wenn das Beispiel der Kurden (sowie der Christen in Nahost) so deutlich vor ihnen steht?

Sollte der Leser nicht genau wissen, was mit Verteidigungsmöglichkeiten gemeint ist, werde ich darauf zurückkommen.

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