Samstag, 27. März 2010

Der Kotau des Westens

Mit Kotau bezeichnete man den ehrerbietigen Gruß im Kaiserreich China. Dabei warf sich der Grüßende in gebührendem Abstand zu dem zu Begrüßenden nieder und berührte mehrmals mit der Stirn den Boden. Gegenüber dem Kaiser erfolgte ein dreimaliges Niederwerfen mit je dreimaligem Berühren des Fussbodens mit der Stirn. Nach der Vollführung des Kotau blieb man häufig in kniender oder sitzender Körperhaltung.

Dieser Sitte mussten sich eine zeitlang sogar die Gesandten mächtiger europäischer Kaiserreiche beugen - bis es zuerst England und dann anderen Ländern bewusst wurde, dass das chinesische Reich der Mitte eigentlich nur ein Papiertiger war.

Im Bereich der internationalen Beziehungen wird seit dem 20. Jahrhundert die symbolische oder politische Erniedrigung eines Staates vor einem anderen Kotau (englisch kow-tow) genannt.

Ein Kotau vor dem scheinbar mächtigen Kaiser eines geheimnisvollen grossen Reiches wie China schien nicht-chinesen viele Jahre lang unumgänglich, wenn diese mit dem Grossreich Beziehungen pflegen und dort Geschäfte machen wollten.

Aber im 21. Jahrhundert ein Kotau vor dem irrwitzigen Operettendiktator eines kleinen rückständigen Wüstenstaates, und mag er noch soviel Öl besitzen - was er in Tat und Wahrheit gar nicht tut? So geschehen seitens der Schweiz mit der Unterwerfungsreise ihres Bundespräsidenten im letzten Jahr, aber auch so geschehen gestern seitens der gesamten Europäischen Union, als diese die Schweiz zwang, ihre einzige wirksame Massnahme gegen die Geiselnahme eines ihrer Bürger durch Lybien sang und klanglos aufzuheben. Diese "Geste" wird heute prompt gefolgt durch eine klassische Unterwerfungsreise des Aussenministers einer Regierung - nämlich Spaniens - die nicht in der Lage ist, ihre Grenzen gegen von ihr unerwünschte afrikanische Migranten zu verteidigen, und es vorzieht, sich zu erniedrigen damit andere - sprich u.a. Lybien - diese Arbeit für sie mit unzimperlichen, ja oft unmenschlichen, Methoden, verrichten. Was darf man denn von der EU oder vom Kleinstaat Schweiz erwarten, könnte man erwidern, wenn selbst die Weltmacht USA den Kotau gegenüber derselben "Führerfigur" in Form einer offiziellen
Entschuldigung dafür, dass man die Wahrheit ausgesprochen hatte, vor wenigen Wochen vollzogen hat?

Wer seine Selbstachtung aufgibt, ist in Gefahr, auch seinen Willen zur Selbstverteidigung aufzugeben. Wann werden freie Völker endlich erkennen, dass sie gemeinsame Sache gegen zeitgenössische Papiertiger machen müssen?

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