Montag, 7. Juni 2010

Die Wegbereiter des Bösen

Obwohl im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilt, hatte der Herausgeber des unseligen offiziellen Presseorgans der NSDAP Der Stürmer, wahrscheinlich keinen einzigen Menschen direkt was zu leide getan. Auch Lord Haw Haw, ein Engländer der während des zweiten Weltkrieges im sogenannten Grossdeutschen Rundfunk gegen die Alliierten propagandistisch tätig war und Tokyo Rose, eine Amerikanerin, die das gleiche beim Auslandsrundfunk des damaligen Japanischen Reiches tat, mussten sich am Galgen für ihre Taten verantworten, obwohl sie sicherlich kein Blutvergiessen unmittelbar verursacht oder selbst vorgenommen hatten. Heutzutage sind es Verantwortliche für Hetzkampagnen aus Ruanda, und bald womöglich aus dem Balkan, die wegen der Folge ihrer Aktivitäten als Verbrecher gegen die Menschlichkeit in Den Haag angeklagt sind.

Es sind dies Wegbereiter des Bösen gewesen, und solche sind leider vermehrt unter uns. Zwar ruft die moderne Version dieser Gattung des menschlichen Abschaumes - man kann sie gar nicht anders bezeichnen - vornehmlich in von Terrorregime regierten Ländern wie Iran, Syrien, Nordkorea und dergleichen direkt zu Mord, Zerstörung und Vernichtung auf - in demokratische Ländern (nicht zuletzt wegen gewisse Gesetze, welche öffentliche Anstiftung zum Mord oder gar Völkermord unter Strafe stellen) geschieht es subtiler und indirekter. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass die Folgen von Wörtern, welche Täter animieren und motivieren, genau so verheerend sein können wie der direkte Aufruf zur Gewalt.

Unter den unzähligen Beispielen der jüngsten Zeit erschien mir gestern als die hässliche Fratze eines gegenwärtigen Wegbereiters des Bösen eine unschuldig dreinblickende ältere Frau, deren voreingenommene und von wahrhaftig keinerlei oder nur von sehr wenig Sachkenntnis getrübten Berichte aus Nahost regelmässig in der auflagenstarke tägliche Linkspostille der friedlichen Schweiz zu lesen sind (jedoch mit Vorteil nicht beim Frühstück, weil man ansonsten entweder kein Bissen hineinwürgen kann, oder das gerade geschluckte wieder heraus erbrechen muss). Derselbe Verlag gibt - mit einer anderen Redaktion - auch eine Sonntagszeitung heraus, die glücklicherweise im Normallfall die Ergüsse dieser Schmierenschreiberin nicht enthält.

Aber am gestrigen Sonntag hatte man offenbar keinen anderen "Nahostexperten" - ja, als solche wurde sie unbekümmert vorgestellt - und so durfte sie sich über "Israels brutale Aktion gegen Menschenrechtsaktivisten" zu Worte melden.

Diese sogenannte journalistische "Expertin" sollte gewusst haben, dass entgegen ihren Behauptungen Israels Blockade zu See und zu Lande gegen eine kriegsführende Entität internationalem Recht entspricht. Sollte sie es nicht gewusst haben, hätte sie z.B. am 2. Juni den Experten für Seerecht der BBC - ein internationaler anerkannter nicht-jüdischer Professor und Jurist - zuhören können (das Basisdokument dafür ist übrigens die sogenannte Londoner Deklaration von 1909, welche 1994 modernisiert und unter dem Titel San Remo Manual on International Law Applicable to Armed Conflict at Sea von jedermann im Internet eingesehen werden kann). Schiffe aller Nationen können demnach nicht nur in internationalen Gewässer, sondern bereits nach dem Auslaufen und der Bekanntgabe ihrer Absicht, eine öffentlich bekannte Seeblockade durchbrechen zu wollen, gestoppt werden. Die USA und die NATO tun es beinahe tagtäglich, um ihre bestehende Embargos gegen Iran durchzusetzen. Die deutsche Marine tut das Gleiche vor der Küste Libanons, um zu verhindern, dass Waffen die Terrororganisation Hisbollah erreichen (sie tun es leider dennoch, auf dem Landwege und vor den geschlossenen Augen einer sogenannten UN Friedenstruppe).

Und Gewalt gegen "friedliche Aktivisten"? Dass die Gewalt von diesen "Friedensengeln" selbst ausging und die israelische Soldaten - behutsam, unter den Umständen - zur Selbstverteidigung gezwungen waren belegen sogar Bilder, die in der türkischen Zeitung Hürriyet vorgestern erschienen sind. Aber eine journalistische Expertin muss sich nicht mit Fakten befassen, diese stören ja ihre vorgefasste Meinung.

Und nicht zuletzt die humanitäre Natur der Mission - hat diese Person, die sich als Journalistin statt offen als Propagandistin ausgibt, die heute wiederum veröffentlichten Bilder und Filme gesehen, die die versteckten schweren Waffen (Raketen und dergleichen) unter den "Hilfsgütern" eines im letzen Jahr ähnlich deklarierten "Hilfsschiffes" zeigen?

Falls Marlène ein Gewissen hat, sollte sie schlecht schlafen können.

Die Mörder sind unter uns, hat Albert Camus vor vielen Jahren gesagt. Diese sind heutzutage nicht diejenigen, die sich die Hände schmutzig machen, sondern die, welche die Umstände begünstigen, unter denen Mord und Totschlag geschehen können. Eben die Wegbereiter des Bösen.

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