Donnerstag, 15. April 2010

Haut den Lukas!

Lange vor Film, Fernsehen und Internet gab es als Volksbelustigung das Kasperle Theater. Und unter den beliebtesten Aufführungen in dessen Repertoire wurde immer wieder Haut den Lukas! gespielt. Auf den armen Lukas wurde ständig eingedroschen, egal, ob er etwas verbrochen hatte oder unschuldig war - was notabene regelmässig zutraf.

Lukas war eben der Blitzableiter - für den persönlichen Frust der Jahrmarktbesucher, für deren Machtlosigkeit angesichts der Unterdrückung durch Landbesitzer, Klerus, Adel und König. Und für die Herrschenden war der arme Lukas eben der Blitzableiter für ansonsten immer wieder blutig aufflammende Wut und Zorn der vielen Geknechteten und Gebeutelten.

Historisch gesehen war der arme Lukas in Europa und in der islamischen Welt der Jude, der ewige Blitzableiter der Mächtigen für die Unterdrückung der eigenen Völker, auf den ungestraft eingedroschen werden durfte. Von römische Zeiten über die Kreuzzüge und bis zum Holocaust diente der arme Lukas als quasi universelles Opferlamm.

Diese Zeiten sind aber glücklicherweise vorbei, wird sich der Leser denken. Und was hat dies mit der gegenwärtigen Politik und mit der politischen Korrektheit, die doch eigentlich das Thema dieser Zielen sein sollten, zu tun? Dazu folgende Begebenheiten der letzten Tage.

Vor einigen Tagen legt das Königreich Jordanien einen im Ton ungewöhnlich scharfen Protest vor gegen eine angebliche Verfügung Israels, die Araber ohne Aufenthaltsrecht aus dem Territorium unter seiner Kontrolle mit der Ausweisung droht. Dies sei ein brutaler Akt gegen die Palästinenser. Diese Worte kommen von einem Land, dessen Herrschergeschlecht jahrzehntelang ungesühnt abertausende Palästinenser in der Westbank und in Jerusalem durch seine Arabische Legion abschlachten liess, vom Massaker in Ost-Jerusalem in den späten 40er Jahre bis zum Schwarzen September anfangs der 70er. Darüber hinaus gab und gibt es keine solche Verfügung. Aber nunmehr glaubt der kleine König, jetzt könne auch er auf den zeitgenössischen Lukas einschlagen...

Ebenfalls vor wenigen Tag verfügte die britische Aufsichtsbehörde für Werbung und Kommunikation das Verbot eines touristischen Werbespots Israels, in welchem die jüdische Klagemauer in Jerusalem vorkommt. Zur Begründung: die Klagemauer befände sich in Ost-Jerusalem, dies sei "besetztes Gebiet", und die Werbung daraufhin irreführend, da eben eine Stätte gezeigt werde, die nicht zu Israel gehöre. Zu gleichen Zeit darf ungestraft aus Moscheen, im britischen Internet, und aus einer Vielzahl von Publikationen zum Mord an Christen und Juden aufgerufen werden. Aber der einstmals stolze britische Löwe hat nur noch die Kraft und den Mut, auf den israelischen Lukas einzuschlagen...

Und während sich die gesamte zivilisierte Welt überlegt, wie sie das verbrecherische Mullah Regime in Iran davon abhalten kann, Atomwaffen zu produzieren, die sie wohl auch einsetzen würde, um wahllos Zivilisten im gesamten Nahost und vielleicht auch in Europa zu töten, wird von einigen der unzivilisierten Staaten dieses Planeten die Forgerung erhoben, das angebliche Nukleararsenal Israels "unter Kontrolle" zu bringen. Iran droht unverholt mit Atomkrieg und Völkermord - Israel, offiziell atomwaffenfrei, hat noch nie mit der Vernichtung eines Landes oder eines Volkes gedroht. Es ist eben wieder Mode, den Lukas zu prügeln.

Man wähnt sich in den Glauben, ungestraft auf den Lukas eindreschen zu können. Doch der moderne Lukas kann und wird sich wehren...

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