Montag, 14. Februar 2011

Der "Balyoz Komplott"

Balyoz (Vorschlagshammer) ist der Name eines angeblichen Planes der türkischen Streitkräfte mit dem Ziel, die im Jahre 2003 amtierende AKP Regierung zu stürzen. Öffentlich wurden die angeblichen Pläne im Januar 2010 (!) durch einen Artikel in der erst 2007 gegründete Tageszeitung Taraf. Geschildert wurde die Absicht des Militärs, durch eine Strategie der Spannung mittels Attentaten innerhalb der Türkei und Provokationen gegenüber Griechenland die Akzeptanz der Bevölkerung für einen Militärputsch gegen die AKP zu erlangen.



Diese durch keinerlei Beweise gestützte Zeitungsente genügte Ministerpräsident Erdogan und seiner AKP Regierung, um 35 hohe Offiziere abzusetzen und einzusperren. Das Ziel war offenkundig, nämlich das einzige wirkliche Hindernis auf dem Wege einer Islamisierung der Türkei zu schwächen und nach und nach zu entmachten.

Der zweite Akt dieser unglaublichen Geschichte - die Stieg Larsson oder John Grisham nicht hätten besser erfinden können - folgte gestern, im Sog der Ereignisse in der arabischen Welt, die hoffentlich die lang ersehnte Demokratisierung und Modernisierung verkrusteter Gesellschaften bringen sollte aber genau so den Weg für einen Rückschritt ins Steinzeitalter des politischen Islamismus bedeuten kann. Gestern also liess Erdogan weitere 162 (!) aktive und sogar pensionierte hochrangige Militäroffiziere unter demselben Vorwurf der Mittäterschaft am sogenannten Balyoz

Komplott festnehmen.

Hierzu passt gut, dass sich der Präsident der AKP Türkei heute zum ersten offiziellen türkischen Staatsbesuch im Mullah Staat von Erdogans Busenfreund Mahmud A. begibt. Vielleicht will er dort lernen, wie man islamische Wahlen abhält?

Die nächsten Wahlen in der Türkei stehen nämlich im Juni dieses Jahres an, und die AKP bezweckt mit den Balyoz Massnahmen, ihren Weg zum dritten Wahlsieg in Folge zu ebnen. Alle Menschen, denen das Wohl des türkischen Volkes am Herzen liegt, können nur hoffen, dass diese Wahl nicht die letzte noch einigermassen freie Ausübung der Volksrechte darstellt, bevor die bleierne Last des AKP Islamismus die Türkei von Atatürk endgültig in eine Vergangenheit zurückwirft, die längst überwunden schien.

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