Sonntag, 13. März 2011

Demokratie ohne Aufklärung?

In diesen Tagen steht ein Grossteil der Welt im Banne der fürchterlichen Naturkatastrophe, die das japanische Volk so hart getroffen hat. Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt an, wie immer ausgehend von den freiheitlichen Demokratien dieser Welt. Das belagerte Israel, ist - ebenfalls wie immer - unter den Ersten, die wirkungsvolle Hilfe leisten. Während andere noch im Planungsstadium stecken, sind die IsrAid Katastrophenteams bereits vor Ort im Norden Japans. Das war so in Haiti, in Indonesien, in New Orleans und an vielen anderen heimgesuchten Orten. Und das ist richtig so, und für die aufgeklärte Menschheit eigentlich selbstverständlich.

Aber eben, nur für die aufgeklärte Menschheit. Wo sind die reichen islamischen Staaten? Genauso wenig in Japan vor Ort, wie sie es seit jeher selbst für ihre Brüder und Schwestern im Glauben nicht waren - nicht für die Palästinenser (das Hilfswerk UNRWA wird von allen Ländern - inklusive Israel - jedoch nicht von den arabischen Staaten getragen), und in der jüngeren Geschichte ebenfalls nicht für die Indonesier und nicht für die Pakistanis.

Was haben jedoch diese Ereignisse mit dem Thema dieser Zeilen zu tun? Sie sind lediglich eine andere Facette der Geschichte, die sich in diesen Wochen in einigen arabischen Ländern abspielt.



Nach dem erfolgreichen Ausgang der Revolten für Demokratie wurden
Synagogen in Tunesien in Brand gesetzt
Christen in Ägypten angegriffen und ermordet
Vormals unterdrückte islamistische Parteien wie die Moslem Brüderschaft und Führeraspiranten wie Yussuf al-Qaradawi machtbewusst aktiv

und all dies (sowie Einiges mehr) nicht etwa weil Araber für Demokratie ungeeignet wären, sondern weil der ursprüngliche Islam mit seinen totalitären Anspruch weder mit einer freiheitlichen Demokratie noch mit einer pluralistische Gesellschaft und auch nicht mit einer solidarischen Staatengemeinschaft im Einklang stehen kann.

In der westlichen Welt konnten sich Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte erst dann entwickeln, als der ebenfalls absolute Anspruch des Christentums der Kurie durch die europäische Aufklärung gebrochen wurde. Die Völker jedoch, die von der Religion und Staatsdoktrin des Islams beherrscht werden, leben immer noch im ideologischen und geistigen Frühmittelalter des 7. Jahrhunderts, und haben natürlich keine Aufklärung erfahren.

Aber Halt, wird der Leser dieser Zeilen denken, ist die Türkei nicht der Gegenbeweis, also ein Beispiel für die Koexistenz von Islam und Demokratie? Mitnichten so, denn die Revolution von Kemal Atatürk hat versucht, den Islam zu eliminieren anstatt ihn zu reformieren. Der Glaube lässt sich aber nicht vernichten (und sollte es eigentlich auch nicht), seine Doktrin und Praktiken lassen sich aber sehr wohl durch eine geistige Aufklärung verändern und anpassen. Und nun erleben wir, wie sich in der AKP Türkei das Rad langsam aber leider ziemlich sicher zurück zum islamisch beherrschen Staat wendet. Der nicht-reformierte Islam, getragen von der ungebildeten Landbevölkerung und angeführt von einer islamistischen Partei, führt nach 80 Jahren erzwungene Säkularisierung seine Konterrevolution durch.

Diejenige, die sagen, dass es eher Frieden in Nahost geben kann, wenn die arabischen Staaten demokratisch werden, haben sicherlich Recht. Aber da nach den Grundsätzen des Islam selbst eine Koexistenz von Demokratie und Islam nicht möglich ist, wird es zu unserem Leidwesen keine echte Demokratie ohne Aufklärung der muslimischen Völker geben.

Ähnlich wie in der ehemaligen DDR, können auch in den muslimischen Ländern die physischen Mauern der Unterdrücklung erst dann wirklich fallen, wenn die Mauern im Kopf durchbrochen werden. Alle Menschen guten Willens können nur hoffen, dass zusammen mit den politischen Revolutionen auch die geistige Revolution im arabischen Raum ihren sehr verspäteten Lauf nimmt.

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